Mittwoch, 15. April 2020

Austauschmotor oder Teilespender ?

Knappe 600kg Stahl waren es die ich auf dem Hänger von Lörrach nach Hause gekarrt habe. Ziel war eigentlich nur der Sechszylinder, da ich einen Backup wollte falls der 6pot im 109er aufgeben sollte. Der Rest hat sich dann so als "Beifang" ergeben ... 
Nachdem der Motor für 30 Jahre im Regal gestanden hat und die Vorgeschichte unbekannt war, wurde es Zeit herauszufinden was in dieser Pralinenschachtel eigentlich drinnen ist. 


Also mal den Kopf abgenommen, das Schlimmste befürchtet und auf das Beste gehofft.

Der erste Blick auf die Zylinder sieht sooo schlecht nicht aus. Fast keinerlei Rostspuren innen (der Motor liess sich auch gut durchdrehen), lediglich etwas braune Verfärbungen im oberen Bereich der Zylinderwände. Weiterhin fast kein merklicher Grat an den Zylinderwände am OT des Kolbens. Dagegen war am 6pot des 109ers ein so grosser Grat dass sich der Kolben fast schon lose im Zylinder bewegt hat und die Kolben sich kaummehr ziehen liessen. Fast bei allen Kolben sind beim Ziehen Herausnehmen an diesem Grat die Kolbenringe gebrochen...


Absolut überraschend ist die Qualität des Kopfes. Hier sieht man den Unterschied in der Verwendung von Frostschutzmittel im Kühlwasser. Beim 109er aus England waren die Kühlwasserkanäle stark mit Kalk zugesetzt und das Aluminium durch Korossion zerfressen. 
Ganz anders der Kopf des "Austauschmotors". Regelrecht neu und blank sieht der Kopf aus. Die Wasserkanäle sind kein bisschen zugesetzt und auch die Ränder sehen nicht zerfressen aus.
Es sieht fast so aus, als ob der Kopf nicht lange drauf war und ggf. vor Stilllegung schon einmal geplant wurde...


Es gibt allerdings 2 negative Dinge die sich gezeigt haben:
  1. Vier der sechs Stösselstangen sind verbogen. Eine davor sehr. Vor Ausbau des Kopfes waren die Ventile relativ gut eingestellt, so dass dieser Zustand schon etwas länger vorhanden gewesen sein muss. Ich habe an keinem der Kolben einen Abdruck feststellen können. Ob der Motor mal einen Wasserschlag abbekommen hat, ich weiss es nicht.
    Allerdings kenne ich diesen Effekt auch beim 6pot des 109er. Auch dort war eine Stösselstange verbogen - allerdings bei Weitem nicht so sehr wie in diesem Fall.
  2. Zwischen dem 1. und 2. Zylinder gibt es eine "Furche" zwischen beiden Zylindern.
    Damit müsste der Block auf jeden Fall geplant werden, wollte man den Motor wieder einbauen und richtig fahren.


Soweit also die Diagnose bei Einlieferung.
Mindestens die Ölwanne muss ich noch abnehmen um möglichen Ölschlamm (das Öl stand 30 Jahre drinnen!) zu entfernen. Vielleicht wäre es auch sinnvoll das Lagerspiel der Kurbelwelle und Pleuel mit Plastigauge zu prüfen. Schliesslich bekommt man derzeit noch neue Lagerschalen, ob das in ein paar Jahren noch so sein wird ... ich weiss es nicht.

Ansonsten ist es das Ziel den Motor prinzipiell mal zum Laufen zu bekommen. Alle Arbeiten für das Planen von Kopf und Block werde ich dann erst machen, wenn der Motor wirklich einmal gebraucht wird.

Gemacht habe ich schliesslich:
- neue Ventilschaftdichtungen
- Ventile neu eingeschliffen
- Krumme Stösselstangen erneuert
- Ölwanne von Schlamm befreit (ja, wie immer in den Sechszylindern ist da ne Menge drinnen)
- Ölwanne und Block lackiert
- Neue ZKD, fehlende 2 Kopfschrauben ersetzt
- Vergaser überholt (gereinigt, neue Membran, Dichtungen)

Vor Einbau in und Verwendung müsste folgendes noch gemacht werden:
- ggf. neue Kolbenringe und Hohnen der Zylinder
- Block planen wegen der "Furche" zwischen 1. und 2. Zylinder

Und dann ist es soweit. Noch ohne Kühlwasser mal angetestet ob da überhaupt irgendwas zündet...


Dann noch Kühlwasser rein und der 6pot meldet sich nach 30 Jahren mit Gebrüll zurück ! :-)



Immer wieder .... ein echt toller Motor !



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